Unter diesem Motto hatte ich im Juli 2018 die Möglichkeit als Air Cadet Deutschland in den Niederlanden zu vertreten. Und diese Freundschaft und Luftfahrtbegeisterung konnte ich definitiv erleben!
Der International Air Cadet Exchange ist ein seit 1946 bestehendes internationales
Austauschprogramm für luftfahrtbegeisterte, engagierte Jugendliche. Es ermöglicht
einen zweiwöchigen Aufenthalt in einem Partnerland, voll mit kulturellen und vor
allem fliegerischen Programmpunkten in einem internationalen Umfeld.
Ich habe über meine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Luft- und
Raumfahrt von dem Programm erfahren. Neben der DGLR als zivilem Partner
unterstützen vor allem die Bundeswehr und die deutsche Luft- und
Raumfahrtindustrie den IACE in Deutschland.
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung sind ein ansprechendes
Motivationsschreiben und Empfehlungsschreiben, welche die Begeisterung und das
Interesse des Bewerbers für die Luftfahrt darlegen, sowie Zertifikate über besonderes
Engagement und ein Lebenslauf.
Bevor der Austausch stattfand, konnten sich alle 13 deutschen Kadetten anlässlich
eines Vortreffens bei der Flugbereitschaft BMVg in Köln-Wahn kennenlernen. Die
Hintergründe des Austausches wurden dargelegt und die Richtlinien erläutert.
Selbstverständlich waren die Vorstellung der Flugbereitschaft selbst und die Führung
durch die Flugzeuge das Highlight des Tages.
Von Frankfurt aus ging es dann Mitte Juli nach Schiphol, Amsterdam. Dass der IACE
ein in der Luftfahrt durchaus bekanntes Programm mit langer Tradition ist, wurde mir
schon beim Boarding der Lufthansa Maschine bewusst. Da ich in Uniform reiste
sprach mich der Pilot auf den IACE an, er war selbst vor 30 Jahren als Kadett in
Norwegen gewesen!
Von Schiphol aus ging es zur Korporaal Van Oudheusdenkazerne – Hilversum, einer
Kaserne der niederländischen Armee, unsere Unterkunft für die nächsten zwei
Wochen. Dort traf ich die anderen Kadetten, insgesamt 17 Personen aus Kanada,
Australien, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Frankreich, Hong Kong,
Südkorea und natürlich den Niederlanden. Wir sollten in den nächsten zwei Wochen
genug Chancen haben uns näher kennenzulernen, trotz eines sehr dichten und
interessanten Programms.
Mit der Besichtigung des Nationalen Niederländischen Militärmuseums in
Soesterberg begann der offizielle Teil des Programms. Doch wir konnten nicht nur
die Flugzeuge und Objekte in der öffentlichen Ausstellung bewundern, uns wurde
auch exklusiv die Möglichkeit eröffnet einen Blick in das eigentlich nicht für die
Öffentlichkeit zugängliche Archiv des Museums zu werfen, mit allerhand fliegerischen
Schmuckstücken wie einer Alouette II, diversen Fokker Maschinen, einem F104 –
Starfighter und einer Fouga Magister.
Mit einer größeren Maschine hatten wir es bei KLM Maintenance zu tun. Wir konnten in einer B747 neben dem Frachtraum und den Crewräumen auch das Cockpit erkunden. Einmalige Einblicke in die offenen Triebwerke oder die Blackbox waren
inklusive. Ein für mich persönlich sehr interessanter Programmpunkt war der Besuch der
Technischen Universität Delft. Die dortige Fakultät für Luft- und Raumfahrt ist die
größte Europas und überzeugt durch Zusammenarbeit mit national und international
führenden Unternehmen und interessanten Praxisprojekten im Rahmen des
Studiums. Auch die drei Windkanäle oder die zahlreichen Versuchseinrichtungen
beispielsweise zur Materialprüfung können einen Maschinenbaustudenten direkt
neidisch machen!
Nicht nur die Luftfahrt stand auf dem Programm; Beim Besuch der ESA – ESTEC in
Noordwijk konnten wir in noch höhere Sphären vorstoßen: Nach einem virtuellen
Rundgang durch die wichtigste Forschungseinrichtung der europäischen
Raumfahrtagentur konnten wir selbst beispielsweise einen Blick in ein Mock-up des
europäischen Moduls Columbus der ISS werfen.
Neben der Unterbringung in der Kaserne zeigten sich die niederländischen
Streitkräfte auch bei der Vorstellung ihrer Luftwaffenbasen sehr gastfreundlich. Wir
wurden bei den Besichtigungen der Luftwaffenbasen Volkel, Eindhoven und Gilze-
Rijen jeweils vom Standortkommandierenden empfangen. Nach einem kurzen
Vortrag über die jeweiligen Aufgaben öffneten uns die Mechaniker die Hangartore
oder auch die Piloten die Fluggerättüren und wir konnten eine F16 Fighting Falcon,
eine C-130 Hercules, einen AH-64 Apache oder einen CH-47 Chinook aus nächster
Nähe betrachten.
Auch die persönlichen Gespräche mit den Soldatinnen und Soldaten waren
bereichernd. So konnten unsere Fragen zum air-to-air refueling, der Wartung des
Apache Hubschraubers oder der Organisation des European Air Transport
Command beantwortet werden.
Ein Highlight unserer drei Tage bei der Niederländischen Luftwaffe war sicher in
Volkel. Dort konnten wir aus nächster Nähe am Rand der Startbahn den Start von
sechs F16 Maschinen erleben – ein wahrer Gänsehautmoment!
Zu einem Luftfahrtaustauschprogramm gehört natürlich auch die fliegerische
Erfahrung. So konnte ich bei perfektem Wetter und angenehm warmen 37° Celsius
meinen ersten Segelflug überhaupt erleben. Eine gute halbe Stunde auf dem
Rücksitz eines ASK 21 mit Blick über ein sehr flaches, aber vielfältiges Land.
Vom Segelflug ging es dann als Steigerung über zum Motorflug. Auf Einladung des
ältesten noch bestehenden Aeroclubs Europas in Rotterdam durfte ich einen
wunderbaren Überflug über den Hafen und die Stadt in einer Piper genießen.
Einmalige Eindrücke, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Als weitere Steigerung tauschten wir bei KLM Flight Training den einen Turboprop
gegen zwei Jet-Triebwerke einer B737. Im Full Flight Simulator konnte ich eine
unglaubliche halbe Stunde erleben, in der ich mich wirklich wie in einem echten
Cockpit fühlte!
Auch die kulturellen Aktivitäten kamen in diesen zwei Wochen nicht zu kurz. Um die
Niederlande besser kennen zu lernen waren der Besuch des Frachthafens
Rotterdam, des Rijksmuseums Amsterdam und Führungen durch Delft, Utrecht und
Amsterdam Programm- und Höhepunkte. Auch an den Host-Family Weekends bei
außergewöhnlich engagierten Gastfamilien bekamen wir einen Einblick in die
niederländische Lebensweise und Kultur. Zu den Eindrücken des offiziellen Programms
waren auch die Abende mit den anderen Kadetten eine wertvolle Erfahrung. Mit Englisch als Sprache der Luftfahrt war eine problemlose Kommunikation in diesem internationalen Umfeld mit Jugendlichen aus vielen Ländern möglich und die
Luftfahrt stand als
Gesprächsthema immer parat. Denn das ist es was die Teilnehmer dieses
Programms verbindet, ob als Segelflieger, Maschinenbaustudent, angehender
Kampfpilot, Fluglotse in Ausbildung oder Air Cadet in einer Jugendorganisation, alle
spüren diese Leidenschaft für die Fliegerei.
Damit hat dieser Austausch das gesetzte Ziel erreicht; Freundschaften in der
internationalen Luftfahrt unter jungen zukünftigen Führungspersönlichkeiten zu
fördern und die Faszination für die internationale Luftfahrt zu stärken und diese
„world of friendship and aviation“ erfahrbar zu machen.
Diesen IACE – Spirit in Worte zu fassen ist sehr schwer. Man muss es selbst erlebt
haben! So kann ich jedem luftfahrtinteressierten Jugendlichen zwischen 18 und 20
Jahren nur empfehlen sich selbst für den IACE zu bewerben. Oder wenn man (noch)
nicht im richtigen Alter ist, dieses Programm an andere junge Leute weiter zu leiten.
Ich hatte die Möglichkeit in zwei Wochen ein Land kennenzulernen, das sehr stolz
auf seine Luftfahrtindustrie ist, ob auf die nationale Fluggesellschaft KLM, den
ehemaligen Flugzeughersteller Fokker oder den Flughafen Schiphol.
Dafür möchte ich mich beim deutschen IACE Komitee bedanken, engagierte junge
Leute die freiwillig viele Stunden an der Organisation des IACE in Deutschland
arbeiten. Außerdem möchte ich mich bei der Berufsschule 1 Augsburg, besonders
bei der Fachgruppe 4 und der Hochschule Augsburg für die Unterstützung bedanken.
Vor allem gebührt auch ein großer Dank der Ausbildungsabteilung von AIRBUS
Helicopters Donauwörth für die Unterstützung bei der Bewerbung und der
Ermöglichung der Teilnahme.
– David Fleiner 2018 –